Freitag, 22. Mai 2009

Letzte Meldung aus Buenos Aires

Heute waren wir in der Pampa (nein, nicht in Setterich - in der ECHTEN Pampa). Und wie das Foto oben beweist: Hier kann man beruhigt Farbfotos machen, und das Ergebnis sieht trotzdem gut aus. Am ersten Tag habe ich ja geschrieben, dass Buenos Aires eine unglaubliche Stadt ist. Zuerst ist man völlig überwältigt, wie verbaut sie ist. Doch nach drei Tagen muss ich ehrlich sagen: Buenos Aires ist furchtbar hässlich. Einen schicken Stadtkern gibt es nicht. Geht man hinter die konzeptlos in die Höhe gebauten Hochhäuser, findet man sich in Elendsvierteln wieder, die wie bewohnte Baustellen aussehen - reingehen kann man da aber nicht. Wenn man nicht die richtigen Signale macht (etwa dreimal mit dem Scheinwerfer aufblinkt, wenn man mit dem Auto kommt), dann wird man gleich streng beobachtet oder schlimmeres.
Für einen Städtetrip braucht man auf keinen Fall nach hier zu kommen. Aber die Umgebung ist unfassbar schön.

Beim Zivildienst habe ich öfter mal in Sozialwohnungen kitschige Spraydosen-Bilder an den Wänden gesehen, auf denen Wildpferde vor einem Sonnenuntergang davon preschen. Das habe ich heute live gesehen, und in der Wirklichkeit sieht das nicht kitschig sondern wirklich toll aus. (Leider sind die Fotos davon nichts geworden.)
Die Gauchos (auf dem Bild ist eine weibliche Gaucho - die werden manchmal auch Chinas genannt) sind so etwas wie die Cowboys Argentiniens. Wir haben ein paar von ihnen auf einem wunderschönen Hof 130 Kilometer von Buenos Aires entfernt getroffen. Kaum angekommen, wurden wir auf Pferde gesetzt - und ab ging es in die Prär... ähem, Pampa. Einweisungen gab es nicht. Ich habe immer wieder versucht, meinen Gaul durch Rumhantieren an den Zügeln irgendwie zu kontrollieren - aussichtslos.
Ich hätte nie gedacht, dass Pferde so stark schwanken - nicht selten hatte ich das Gefühl jeden Moment aus dem Sattel zu fliegen oder in einen Elektrozaun zu reiten. Na, das Pferd war auf touristische Deppen wie mich eingestellt und hat im Autopiloten dann doch alles ganz gut hingekriegt. War trotz Kontrollverlust und Genickbruch-Fantasien ein tolles Erlebnis.

Toller war das Fleisch, das es anschließend gab. In Argentinien stimmt Heinz Strunks Satz "Fleisch ist mein Gemüse". Ich kann mir nicht vorstellen, dass Vegetarier in diesem Land überleben können. Es wird wirklich IMMER Fleisch gegessen. Mich wundert, dass die Rosinen im Rosinenbrötchen nicht sogar aus Fleisch sind (andererseits habe ich hier aber auch noch nie ein Rosinenbrötchen gesehen).

Ich habe mich so dermaßen überfressen (es gab ja am Abend auch noch drei Gänge - nur zwei davon mit Fleisch, weil argentinische Wissenschaftler noch nicht die Formel für Fleisch-Eis geknackt haben), dass ich jetzt nicht schlafen kann. Mein Bauch tut ernsthaft weh. Um viertel vor Drei ruft der Weckdienst an, um halb Vier fährt der Bus zum Flughafen. 
Den Schlaf hole ich dann im Flugzeug nach. (Im Bordprogramm gibt es ja keine Filme mehr, die ich noch nicht kenne - hoffe, sie haben nicht noch ein paar neue in den letzten Tagen dazu getan, dann werde ich wohl nicht widerstehen können...)
Meine Idee: Rio soll ja ein absoluter Augenöffner sein. Wieso sollte man dann vorher schlafen?

Außerdem bin ich froh, dass der Argentinien-Teil vor der Weiterreise komplett gebloggt ist. Weiter geht es in Rio.


----MERKWÜRDIGKEIT DES TAGES----
Ein älteres amerikanisches Ehepaar hat sich mit mir fotografieren lassen, weil ich ein Ramones-T-Shirt anhatte.
SIE: Das müssen wir unbedingt unserem Sohn zeigen.
ICH: Ist er Ramones-Fan?
ER: Nein, er ist U2-Fan.
SIE: Aber wir waren neulich in Florida auf dem U2-Konzert, und da hat Bono gesagt, die Ramones hätten großen Einfluss auf seine Musik genommen.

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