Mittwoch, 20. Mai 2009

Klischees


Früher hat man doch immer in Flugzeugen geklatscht, wenn die Landung sauber war (und erst recht, wenn sie es nicht war, aber man noch gelebt hat). Nach dem Flug von Sao Paulo nach Buenos Aires ist mir aufgefallen, dass ich es schon seit einigen Jahren nicht mehr erlebt habe, dass im Flieger geklatscht wird - auch heute nicht. Vielleicht liegt das daran, dass die Leute zu sehr ans Fliegen gewöhnt sind und nichts mehr Besonderes daran finden. Ob den ersten Taxifahrern kurz nach der Erfindung des Autos auch applaudiert wurde? Oder den Pferden, die die ersten Kutschen zogen? Ich stelle mir vor, wie so ein Pilot kurz vor der Rente nach der Landung seufzt: "Das waren noch Zeiten damals, da wurde noch geklatscht. Heute weiß ich gar nicht mehr, warum ich diesen Job überhaupt mache." Der jüngere Co-Pilot sagt dann ganz nach dem Klischee: "Na, ich mache es wegen der Saftschubsen."
Ein anderes Klischee hat sich heute nicht erfüllt: Ich hatte mir vorgestellt, dass man in Brasilien landet und gleich Paraden von halb nackten Menschen durch die Gangways tanzen. Die Sonne strahlt, der Samba dröhnt. In Brasilien war es genauso bewölkt wie in Köln. Und genauso mild. Sogar die Flughäfen sahen fast gleich aus. Der in Sao Paulo war so etwas wie der in Köln mit portugiesischen Untertiteln.
Von Brasielien habe ich daher im Prinzip noch gar nichts gesehen. Direkt nach dem Start waren wir sofort über den Wolken entschwunden, die unglaublich tief hingen. Im Bordprogramm (diesmal Economy, mit Business wollte man uns nur einmal beeindrucken) lief Twilight (6/10, bin jetzt Vampirbaseball-Fan). Der Film war irgendwie bläulich, genau wie die Aussicht.
In Buenos Aires empfingen uns alle Flughafen-Mitarbeiter - wie schon in Sao Paulo - mit Schutzmasken vorm Gesicht. Panische Angst vor der Schweinegrippe. Selbst die Mädels, die Gratisparfüms verteilen, haben die Masken auf, nehmen sie aber lustigerweise runter, wenn sie Mittagspause machen. Als ob der Virus dann auch seine Stulle auspackt und sich für ein paar Minuten mal nicht verbreitet. Ernsthaft kontrolliert wird man auf Krankheiten aber nicht. Man füllt einen Fragebogen aus, ob man in den letzten zwei Wochen mal Grippe hatte. Ähnlich absurd wie die Anti-Terror-Fragebögen, die man auf Flügen in die USA beantwortet. Ich hatte schon Angst, dass ich nur nach Argentinien reindarf, wenn ich die Frage, ob ich den Film "Evita" gesehen hätte, mit "Ja" beantworten kann. Ein Klischee, na klar. Deswegen wurde ich es wohl auch nicht gefragt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen